
Hautkontakt und sichere Bindung
Das Leben besteht aus Bindungen. Viele psychologische Probleme beruhen entweder auf unsicherer Bindung oder auf der Unfähigkeit, den Grad der Bindung zu regulieren. Wenn wir einen neuen Ort betreten, worauf achten wir zuerst? Denken Sie mal nach.
Wir schauen, ob wir ein bekanntes Gesicht sehen, nicht wahr? Und wenn wir einem bekannten Menschen in die Augen schauen, fühlen wir uns wohl. Wer fühlt sich nicht gut, wenn er von jemandem berührt wird, der ihm Vertrauen gibt?
Babys kommen sozusagen mit einem Programm zur Welt. Wenn ein Baby in die Augen seiner Mutter schaut und sich der Blickkontakt herstellt, werden Endorphine gegenseitig ausgeschüttet.
Endorphine machen süchtig. Wenn das Baby bei der Mutter ist, fließt die Freude zur Mutter, und beim Baby wird der hormonelle Achs aktiviert, sodass es sich sicher fühlt.
Daher sind Haut-zu-Haut-Kontakt und sichere Bindung sehr wichtig. In den ersten Minuten nach der Geburt sollte das Baby und die Mutter nicht unnötig gestört werden. Sichere Bindung sollte durch Haut-zu-Haut-Kontakt unmittelbar nach der Geburt unterstützt werden.
Es gibt drei Berührungspunkte der Bindung: Hautkontakt, Blickkontakt und Stimme. Das Baby wird der Mutter in den Arm gelegt, bevor die Nabelschnur durchtrennt wird. Es blickt der Mutter in die Augen, und die Mutter sagt: „Willkommen mein Schatz, wir lieben dich sehr“ – so werden die drei Berührungspunkte in wenigen Minuten hergestellt. Die ersten Schritte zur sicheren Bindung sind getan. Die Babys beginnen einen Schritt voraus im Leben.
In den ersten drei Monaten nach der Geburt nimmt das Baby die Mutter als eine Verlängerung seiner selbst wahr. Das Nichtsehen der Mutter führt zu Angst beim Baby. Diese Prozesse prägen auch den Charakter des Babys. In den folgenden Monaten wird die Mutter beobachten, wie sich das Baby langsam von ihr zu lösen versucht.
Wie wird der erste Kontakt hergestellt?
Nachdem das Baby geboren wurde, wird es, noch bevor die Nabelschnur durchtrennt wird, auf die nackte Haut der Mutter gelegt und mit einem Tuch bedeckt, sodass Haut-zu-Haut-Kontakt entsteht. Es wird angestrebt, dass Mutter und Baby so lange wie möglich zusammenbleiben. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt diese Zeitspanne auf 60 bis 90 Minuten. Dieser Kontakt ist sehr wichtig, damit sich Mutter und Baby beruhigen und sicher fühlen.
Gibt es Haut-zu-Haut-Kontakt nur bei vaginaler Geburt?
Haut-zu-Haut-Kontakt sollte auch bei Kaiserschnitt durchgeführt werden. Bei allen Geburtsarten ist der sichere Bindungskontakt sehr wichtig. Die WHO empfiehlt seit 2003 für Neugeborene Haut-zu-Haut-Kontakt. Sollte die Mutter aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sein, sollte der Vater den ersten Kontakt übernehmen.
Vorteile des Haut-zu-Haut-Kontakts
- Der Haut-zu-Haut-Kontakt verbessert die Atmung des Babys, reguliert den Blutzuckerspiegel und hilft dem Baby, die Körpertemperatur zu halten. Da die Stresshormone niedrig sind, sollte dieser Kontakt sofort nach der Geburt hergestellt werden.
- Haut-zu-Haut-Kontakt ist nicht nur für Babys, sondern auch für die Mutter sehr wichtig. Dadurch wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, auch bekannt als Liebeshormon. Dieses Hormon sorgt für Entspannung, Bindung zum Baby und Motivation zur Fürsorge.
- Oxytocin bewirkt auch die Kontraktion der Gebärmutter, wodurch die Nachgeburtsblutung reduziert wird. Außerdem ist es das Haupt-Hormon für das Stillen, was das Stillen erleichtert.
- Strukturell und funktional trägt es wesentlich zur Gehirnentwicklung des Babys bei.